Ute Latuski
Spirituelle Begleitung darf bei ganzheitlicher Betreuung nicht fehlen.
Im Herbst des vergangenen Jahres entstand in Gossau die Idee, einen öffentlichen Bücherschrank bei der Gossauer Markthalle aufzustellen. Das Projekt «Monsieur Hibou», welches auf den Vorschlag der Gossauerin Claudia Rohner-Eigenmann entstanden ist, wurde am 23. Oktober 2024 eröffnet. Seither wird der Schrank rege genutzt.
Markthalle Es ist grundsätzlich keine neue Idee. Bücherschränke, bei denen jede und jeder alte Bücher kostenlos abgeben und ausleihen kann, gibt es bereits in zahlreichen Schweizer Gemeinden. Nachdem die Gossauer Bücherbrocki «WinWin» im Mai 2023 geschlossen wurde, war das Bedürfnis nach einer neuen Lösung für das Austauschen von Büchern in Gossau gross. Mit der Eröffnung des Bücherschranks «Monsieur Hibou» leistete die Gemeinde Gossau diesem Anliegen vergangenen Oktober folge. Nun, nach gut zweieinhalb Monaten Betriebszeit, ziehen die Betreiberinnen und Betreiber ein positives Fazit. «Ich sehe immer wieder Leute, die Bücher bringen und abholen. Wie häufig der Schrank tatsächlich benutzt wird, ist für uns schwierig einzuschätzen. Aber wenn ich mir die Bücher darin anschaue, habe ich den Eindruck, es hat immer wieder neues im Schrank», sagt André Wigger, Inhaber der Gutenberg Buchhandlung in Gossau.
Wigger, der gemeinsam mit Freiwilligen und dem Team der Stadtbibliothek Gossau den Bücherschrank betreut, betrachtet das Projekt «Monsieur Hibou» als äusserst gelungen. Dies liegt auch daran, dass sich die Nutzerinnen und Nutzer zuverlässig an die geltenden Regeln halten. Es wird darum gebeten, ausschliesslich Bücher einzustellen, die man selbst schätzt und die für ein breites Publikum geeignet sind, einschliesslich Kinder und Jugendlicher. Fachbücher, Schulmaterialien, Zeitschriften und Werbeunterlagen sind hingegen nicht erwünscht. Ebenfalls ausgeschlossen sind Bücher mit pornografischem, rassistischem oder gewaltverherrlichendem Inhalt. Zudem wird darauf geachtet, dass die Bücher in einem gepflegten und sauberen Zustand abgegeben werden. Falls der Bücherschrank voll ist, sollten keine weiteren Bücher hineingelegt werden. «Das funktioniert bislang einwandfrei», so Wigger. Zurzeit sei der Schrank konstant mit etwa 150 Büchern besetzt. Wie viele zusätzlich im Umlauf sind, ist nicht bekannt. «Wir leben in einer Verschleissgesellschaft, in der wahnsinnig viel konsumiert wird. Mit Monsieur Hibou sorgen wir dafür, dass auch gekaufte Bücher mehrfach gelesen werden und wirken diesem Trend somit entgegen. Der Bücherschrank ist somit nicht nur ein gelungenes, sondern auch ein sinnvolles Projekt», so Wigger. Zwar sei es für ihn als Buchhändler eher kontraproduktiv, wenn die Leute alte Bücher ausleihen, anstatt neue zu kaufen, doch Wigger sieht darin auch eine Chance. Denn der Bücherschrank wecke beim einen oder anderen vielleicht auch wieder die Lust am Lesen. «Lesen kann sehr inspirierend sein und verleitet oft auch dazu, noch mehr lesen zu wollen. So liest man vielleicht durch den Bücherschrank Bücher von Autorinnen und Autoren, die man davor noch nicht gekannt hat und möchte sich ein weiteres Buch dieser Autorin oder dieses Autors kaufen», so Wigger.
Selim Jung
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