Julian Gemperli
misst sich bei den WorldSkills mit anderen Metallbauern.
David Zuberbühler. Rene Niederer
Der Wahlsonntag wurde schweizweit mit Spannung erwartet – so auch in Appenzell Ausserrhoden, wo je ein Ständerats- und ein Nationalratssitz zu besetzen war. Andrea Caroni (FDP) schaffte es in den Ständerat, David Zuberbühler (SVP) in den Nationalrat.
Wahlen David Zuberbühler erhielt 8502 Stimmen und politisiert somit eine weitere Legislatur als Nationalrat für Appenzell Ausserrhoden in Bern. «Ich war natürlich angespannt, habe in der Nacht auf Sonntag nicht viel geschlafen und bin mit gemischten Gefühlen ins Wahlstübli im Regierungsgebäude gegangen», erzählt Zuberbühler. Bis alle Gemeinden ausgezählt sind, könne alles passieren, das hätte man bei den Wahlen 2019 schliesslich gesehen. «Als klar war, dass ich es geschafft hatte, war ich überwältigt, es fiel mir ein riesiger Stein vom Herzen. Es freut mich sehr, dass das Ergebnis nochmals besser ist als vor vier Jahren», sagt Zuberbühler.
Er spüre einen grossen Rückhalt in der Bevölkerung und sehe sich bestätigt, einen erfolgreichen Wahlkampf geführt zu haben. «Ich denke, meine bescheidene, bodenständige und alles andere als polarisierende Art hat die Stimmbevölkerung überzeugt. Und auch wenn ich mittlerweile in Wahlkämpfen erprobt bin: Als das Ergebnis feststand, kamen mir halt einmal mehr die Tränen und ich liess meinen Gefühlen freien Lauf. Die Umarmung meiner Frau und der beiden Kinder hat einfach nur gutgetan», sagt Zuberbühler. Die Stimmbürgerinnen und Stimmbürger könnten von ihm nun erwarten, dass er den Weg genauso weitergehe wie in den vergangenen acht Jahren. «Ich will ein Nationalrat für alle sein. Man kann es als einziger Nationalrat eines Kantons nie allen recht machen, aber ich habe stets ein offenes Ohr und will Hand bieten.» Hand bieten wolle er auch der FDP, er hege keinerlei Groll. «Ich habe immer noch das Gefühl, dass die FDP der natürliche Partner der SVP ist, und schliesslich sollten SVP und FDP gemeinsam eine bürgerliche Politik betreiben», so Zuberbühler. Ihn würde es freuen, wenn die FDP dies nun auch endlich merken würde, auch deshalb, weil die Zusammenarbeit mit Ständerat Andrea Caroni bestens funktioniere.
Matthias Tischhauser startete den Wahlsonntag bereits bei Sonnenaufgang mit einer Runde Jogging. «Das hat geholfen, denn ich war nervös und angespannt», sagt der FPD-Kandidat. Er konnte sich gegen den bisherigen Amtsinhaber nicht durchsetzen. «Natürlich bin ich enttäuscht. Aber ich habe mich auf einen Wettkampf eingelassen und es ist ein Rennen gewesen, bei dem der Amtsinhaber mit einem gewissen Vorsprung gestartet ist und vor den anderen zwei Kandidierenden ins Ziel kam. Das muss man sportlich anerkennen und dafür möchte ich ihm gratulieren», sagt Tischhauser. Es sei von Anfang an klar gewesen, dass die Konstellation mit einem Bisherigen und einer zusätzlichen Kandidatin aus der Mitte sehr herausfordernd sei. Bei nur einem Wahlgang würden sich die Stimmen aufteilen und das einfache Mehr reiche für einen Sieg. «Die Mehrheit der Stimmenden hat für Claudia Frischknecht und mich gestimmt. Die Mehrheit hat sich also offensichtlich einen Wandel gewünscht», sagt Tischhauser.
Ob er sich künftig erneut für eine Kandidatur entschliesse, wisse er noch nicht. «Vorerst bleibe ich mit Leib und Seele Milizpolitiker und Unternehmer. Beides füllt mich aus. Es gibt auch im Kanton viele Bereiche, in denen Wirkung gefragt ist. Ich werde mich weiter mit viel Herzblut für die Anliegen der Bevölkerung einsetzen und mich auf kantonaler Ebene stark engagieren fürs Klima und unsere Umwelt, für einen starken Wirtschaftsstandort und sichere Arbeitsplätze, die Zusammenarbeit über Parteigrenzen hinweg und für ein weltoffenes, tolerantes Ausserrhoden», so Tischhauser. Blickt er auf seinen Wahlkampf zurück, zeigt er sich zufrieden. «Ich glaube man darf sagen, dass wir einen sehr engagierten, intensiven und professionellen Wahlkampf geführt haben. Dieser bestand für mich zu über 99 Prozent aus Begegnungen mit der Bevölkerung an Anlässen, Märkten, Kennenlern- und Vorstellabenden, Podien und meiner wochenlangen Tour mit dem Matmobil durch den Kanton.» Tischhauser hat dabei jede Gemeinde mehrfach besucht, angefangen hat alles mit einer Wanderung in allen 20 Gemeinden. «Zusätzlich habe ich – als Novum im Kanton – während Wochen eine intensive Tür-zu-Tür Wahlkampfkampagne geführt. Ich bin zu den Leuten nach Hause gegangen, habe geklingelt und mich und meine politischen Positionen persönlich vorgestellt – und mich nach den Sorgen der Leute erkundigt. Es war mir ein Anliegen, dass die Bevölkerung mich als Politiker und als engagierte und offene Person kennenlernt.»
Claudia Frischknecht war am Wahlsonntag relativ entspannt, wie sie sagt. «Es hat mich zwar erstaunt, aber ich habe es sehr gelassen nehmen können», so die Kandidatin der Mitte, die 2836 Stimmen erhielt. Enttäuscht darüber, es nicht in den Nationalrat geschafft zu haben, sei sie nicht allzu sehr: «Man muss realistisch bleiben. Die Mitte ist in Ausserrhoden eine kleine Partei und meine Wahl wäre eine Sensation gewesen. Dennoch war es uns wichtig, Verantwortung zu übernehmen und den Stimmberechtigten eine echte Auswahl bieten zu können. Ich nehme mit, was ich kann, ich habe viel gelernt und gehe mit einem positiven Gefühl aus der Sache heraus», sagt Frischknecht. Wenn man darüber nachdenke, könne man rückblickend sicherlich immer etwas anders machen, aber sie sei mit ihrer Herangehensweise nach wie vor zufrieden: «Was wir mit den Mitteln, die wir hatten, machen konnten, haben wir gemacht.» Dass sie nicht gewählt wurde, habe sicher diverse Faktoren. «Meine Kandidatur wurde nebst der EVP von keiner Partei unterstützt, das kann sicher ein Grund sein. Und als kleine Partei haben wir keinen vergleichbaren Wähleranteil wie die FDP oder SVP», erklärt Frischknecht. Ob sie je wieder eine Kandidatur für den Nationalrat anstrebt, weiss Frischknecht noch nicht. «Wer mich kennt, weiss, dass ich keine Karriereplanung habe. Ich kann nicht sagen, ob es in vier Jahren einen erneuten Versuch gibt», so die Mitte-Kantonalpräsidentin. Sie sei aber weiter motiviert, in der Politik zu bleiben und bereue die Kandidatur keinesfalls.
Stefanie Rohner
Lade Fotos..