Ute Latuski
Spirituelle Begleitung darf bei ganzheitlicher Betreuung nicht fehlen.
Von links: Markus Tofalo, Bruno Dürr, Tina Grosjean, Anton Felder. z.V.g.
Das Thema Windenergie ist umstritten, oft erfolgen Einsprachen – auch im Appenzellerland. Um die Bevölkerung über die Vorteile dieser erneuerbaren Energie zu informieren, hat sich ein weiterer Pro Wind Verein gegründet.
Erneuerbare Energien «Wir möchten aufzeigen, weshalb es die Windkraft braucht, und diese Sinn ergibt. Es geht uns darum, die Öffentlichkeit von den Vorteilen dieser Energie zu überzeugen», sagt Tina Grosjean, Gründerin des Vereins Pro Wind St.Gallen-Appenzell. Die Co-Präsidentin der GLP Appenzellerland weist dabei auf das angenommene Energiegesetz im Appenzellerland hin. Laut diesem sollen bis 2035 40 Prozent der im Kanton produzierten Energie erneuerbarer sein. «Die Bevölkerung hat sich für eine nachhaltige Energiegewinnung ausgesprochen. Und es reicht nicht, nur auf die Sonnenenergie zu setzen», erklärt Grosjean. Man brauche zusätzliche Lösungen, um das fehlende Licht in den Wintermonaten zu kompensieren. Deshalb müssten die zur Verfügung stehenden nachhaltigen Methoden gefördert werden. «Punkto Wasserenergie sind wir sehr begrenzt, deshalb sind Windräder ideal. Diese gewinnen im Gegensatz zur Photovoltaik auch in der Nacht und im Winter Energie.
In Oberegg beispielsweise hat sich die Gruppe «Jugend pro Windrad» gegründet, da dort die IG Pro Landschaft AR/AI gegen die geplante Windkraftanlage im Gebiet Honegg bei Oberegg kämpft. «Jugend pro Windrad ist bei uns nun Mitglied. Sie haben in Oberegg wichtige Vorarbeit geleistet. Die Windräder dort sind immer noch im Bewilligungsprozess. Der Innerrhoder Nutzungsplan sollte im Herbst 2024 Jahr abgeschlossen sein und die Baubewilligung kann dann eingegeben werden. Für diese Bewilligungsprozesse braucht man immer einen langen Atem», sagt Grosjean. Derzeit würden die Bewilligungsprozesse viel zu lange dauern – über 20 Jahre. «Dieser Prozess muss verkürzt werden. Wenn eine Bewilligung auch 'nur' zehn Jahre dauert, ist die Technik der Windräder bereits überholt und veraltet. So vergibt man wertvolles Potential», so die Interimspräsidentin des Vereins. In Appenzell Ausserrhoden wären laut Studie, welche der Kanton letztes Jahr erarbeitet hat, sechs Standorte für die Gewinnung von Windenergie geeignet. Diese sollen in den kantonalen Richtplan aufgenommen werden. «Man muss dadurch aber nicht fürchten, dass plötzlich unzählige Windräder aufgestellt werden», betont Grosjean. Bei einem Vollausbau könnten so rund 200 GWh pro Jahr erzeugt werden. Das würde in der Theorie über die Hälfte des Ausserrhoder Strombedarfs decken. Man rechne mit Gegenwind für den Richtplan. «Was wir tun können: Fakten und Informationen verbreiten sowie Fragen beantworten. Was ist wichtiger – nachhaltige Energie oder die unberührte Landschaft? Ist eine Strasse schöner als ein Windrad? Meist ist der Verkehr lauter als ein Windrad. Unser Ziel ist, zu versuchen, durch Information Einsprachen gegen Projekte zu reduzieren.» Die Bevölkerung müsse unbedingt einbezogen werden, damit man sich im selben Boot befinde. «Bodenbesitzer können gar finanziell davon profitieren, je nachdem welche Verträge die Windradbetreiber mit ihnen und den Gemeinden ausarbeiten. Es geht um mehr Akzeptanz durch Information und um gemeinsame Lösungen, von denen alle etwas haben», ist sich Grosjean sicher.
Der Verein Pro Wind St.Gallen-Appenzell hat sich an der Olma gegründet und zählt bereits 50 bis 60 Mitglieder. «Wir waren sehr positiv überrascht, wie viele direkt an der Olma eine Mitgliedschaft unterschrieben haben. Da konnten wir viele Leute abholen. Es gab auch kritische Stimmen, aber in diesem direkten Austausch konnten wir auch da unsere Argumente darlegen. Viele haben nicht per se etwas gegen die Windenergie, sie wollen sie einfach nicht in der Nähe wissen», sagt die Interimspräsidentin. Der vierköpfige Vorstand wird anfangs November festlegen, wer das Präsidium übernimmt. Ausserdem werden die Aufgabenverteilung sowie das weitere Vorgehen besprochen. Den Austausch zwischen den «Wind-Vereinigungen» sichert der in diesem Sommer gegründete Verein Pro Wind Schweiz. «In unserer Gründungsphase haben wir viel Wissen und Unterstützung von Pro Wind Thurgau erhalten. Es ist wichtig, Synergien zu nutzen und das Wissen über Bewilligungsprozesse sowie politische Prozesse auszutauschen.» Laut Grosjean müssten noch einige Vorurteile gegen Windkraft abgebaut werden. Die meist genannten sind die Verschandelung der Landschaft, der Tod von Vögeln oder die Lautstärke. «Das Argument mit den Vögeln, die sterben, ist für mich nicht ganz nachvollziehbar – vergleicht man die Zahl mit jener, die durch Katzen verursacht werden, ist die Anzahl verschwindend gering», findet Grosjean. Da Abstände zu Häusern eingehalten werden müssten, sei ein Windrad zudem nicht lauter als ein normal geführtes Gespräch. Und: «Vielleicht ist ein Windrad nicht so schön wie eine Blumenwiese, aber es liefert saubere Energie.» Eine Verschandelung sei das nicht. Der Sockel, auf dem ein solches Windrad gebaut wird, betrage rund 20 Meter im Durchmesser. «Der Rest der Landschaft wird belassen, wie sie ist. Man kann immer noch bei sauberer Luft joggen gehen oder den Wald geniessen.»
Stefanie Rohner
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