Gossauer Häxenzunft reist nach Strasbourg
Am Wochenende stehen für die 2016 reaktivierte und inzwischen auf 49 Mitglieder angewachsene Gossauer Häxenzunft gleich mehrere Auftritte an. Während ein Teil der Häxen am Samstag in Schönengrund und am Sonntag in Herisau an regionalen Fasnachtsumzügen mitläuft, zieht es eine Vertretung der Häxen an den «Carnaval de Strasbourg».
Fasnacht «Dass wir am Carnaval in Strasbourg mitlaufen dürfen, ist ein absolutes Highlight. Neun Häxen werden bereits am Samstagmorgen losfahren, um die Stadt zu erkunden. Weitere Häxen reisen am Sonntag für die Teilnahme am Umzug nach», erzählt Häxenmeister Marcel Eisenring. Sie seien letztes Jahr von den französischen Organisatoren angeschrieben worden, als diese auf der Suche nach einer Hexengruppe waren. «Doch die Anfrage kam für uns zu kurzfristig. Wir bekundeten jedoch Interesse an einer Teilnahme im Jahr 2020 und so wurden wir nun eingeladen», so Eisenring.
Gerade die Familien mit kleineren Kindern bevorzugten aber die Fasnachtsumzüge in der Region, um den Reisestrapazen zu entgehen. «Die Teilnahme an zwei verschiedenen Umzügen gleichzeitig soll nicht zur Regel werden, aber dank der gewachsenen Mitgliederzahl lässt sich das ausnahmsweise machen», so der Häxenmeister.
2011 vor dem Aus
Dass die Häxen heute so zahlreich an Umzügen teilnehmen können, ist alles andere als selbstverständlich, schliesslich standen sie 2011 vor dem Aus. An der damaligen Hauptversammlung als die Auflösung des Vereins im Raum stand, sei es ihm gelungen, die anwesenden Mitglieder zu überzeugen, vorerst nur zu pausieren, erklärt Eisenring: «Ich hoffte schon damals auf ein Comeback». Die kommenden Jahre habe er kaum mehr Fasnachtsumzüge besucht. «Das passive Zuschauen machte mir keinen Spass und es tat mir fast ein wenig weh, am Rand zu stehen», so Eisenring weiter.
Im Jahre 2015 versammelten sich schliesslich einige Häxen, um über die weitere Zukunft ihrer Zunft zu debattieren. «Dabei stellte sich heraus, dass andere Mitglieder das Häxenleben ebenfalls vermisst hatten. Ich war also nicht der Einzige», erzählt der Häxenmeister, der praktisch in die Gossauer Häxenzunft hineingeboren wurde und bereits als Zweijähriger erstmals mit den Häxen an Umzügen mitlief.
Qualmende Nähmaschine
Von den heutigen Häxen waren acht schon in der ersten Ära der Häxenzunft dabei. «Dazu kommt unser Ehren- und Gründungsmitglied Meinrad Rohner, welcher die Masken geschnitzt hat und bis 2011 als Häxenmeister wirkte», erzählt dessen Nachfolger. Nach dem Comeback habe man einige Masken Rohners zu einem Freundschaftspreis erwerben können, doch mit steigender Mitgliederzahl sei der Bedarf grösser geworden. «So sind wir dankbar, dass wir dieses Jahr noch weitere Masken von Meinrad übernehmen durften. Jede Maske ist ein Unikat aus Holz mit vielen Ästen. Die Haare sind aus echtem Tierfell und die Zähne von Kälbern», erklärt der heutige Häxenmeister. Mit dem Mitgliederzuwachs wurden aber auch zusätzliche Häxenkleider benötigt: «Auf diese Saison hin hat unsere Häxe Yvonne ihre Nähmaschine zum Qualmen gebracht und mit viel Fleiss und Schweiss rund 30 neue Gewänder genäht», lobt Eisenring. Diese Investitionen habe man auch dank einem Crowdfunding und dem Projekt Häxentaler stemmen können. Dabei verkauften die Mitglieder selbst gemachte «Spitzbuben».
Neumitglieder willkommen
Dank der Näharbeit und dem Kauf von zusätzlichen Masken sei man nun bestens ausgerüstet für weitere interessierte Häxen. «Natürlich sollte man Freude an der Fasnacht haben und gerne in Gesellschaft sein», betont Eisenring. Als Mitglied der Gossauer Häxenzunft müsse man aber nicht zwingend in Gossau wohnhaft sein. Man müsse auch nicht an jedem der sechs bis acht Fasnachtsumzüge teilnehmen, an denen die Häxen mitlaufen. «Man darf auch gerne einmal unverbindlich bei einem Umzug Häxenluft schnuppern und kann anschliessend entscheiden, ob man Mitglied werden will», so der Häxenmeister (haexemeister@haexen.ch / 079 340 02 68). Die Häxenkleider und die Masken werden leihweise vom Verein zur Verfügung gestellt.
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