Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Die Sondereinheit SE S.T.E.P. der Stadtpolizei St.Gallen umfasst 22 Beamte.
Die Sondereinheit SE S.T.E.P. der Stadtpolizei feierte vergangene Woche ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Jubiläum demonstrierte die 22-köpfige Spezialeinheit den geladenen Gästen ihre Fähigkeiten.
Sicherheit «Polizei! Polizei!», schreien die Einsatzkräfte der Sondereinheit. Ein lauter Knall ertönt. «Los, los, los!», ruft einer der sechs bis auf die Zähne bewaffneten Beamten, bevor sie den Betonturm stürmen. Auf dem Feuerwehr-Übungsgelände in Wittenbach fand vergangenen Donnerstag eine Einsatzdemonstration der Sondereinheit SE S.T.E.P. (spezielle taktische Einsätze der Polizei) der Stadtpolizei St.Gallen statt. Anlass dazu war das 50-Jahr-Jubiläum der Sondereinheit. Anhand realistischer Szenarien zeigten die Sondereinsatzkräfte geladenen Gästen, wie sie zum Beispiel Bedrohungslagen deeskalieren, mittels Drohnen Gebäude auskundschaften oder mit dem Einsatz von Polizeihunden Straftäter festnehmen. Der Jubiläumsfeier wohnte auch Stadträtin Sonja Lüthi bei. Die Vorsteherin der Direktion Soziales und Sicherheit liess sich die Gelegenheit nicht nehmen, einige wertschätzende Worte an die Spezialeinheit zu richten. «Mit der heutigen, zunehmend komplexen geopolitischen Lage, in der Bedrohungen allgegenwärtig sind, ist es wichtiger denn je, dass wir auf möglichst viele Eventualitäten vorbereitet sind. Darum ist eine solche Interventionseinheit für unsere Stadt enorm wertvoll», so Lüthi.
«Die Sondereinheit kommt immer dann zum Einsatz, wenn ein besonderes hohes Gefahrenpotenzial besteht», erklärt Ralph Hurni, Kommandant bei der Stadtpolizei St.Gallen. Mit ihrer Spezialausbildung sind die Sondereinsatzkräfte auf jegliche Szenarien vorbereitet. Sie kommen bei Geiselnahmen, bewaffneten Auseinandersetzungen, Terroranschlägen oder auch bei schweren Gewaltverbrechen zum Einsatz. So war die Sondereinheit zum Beispiel auch Mitte Juli dieses Jahres an der Hochwachtstrasse im Einsatz, als ein 34-jähriger Mann mehrere Personen mit einer Machete verletzte. Auch beim Grosseinsatz in Rehetobel (AR) von 2017, als ein 33-jähriger Mann nach einer Hausdurchsuchung auf Polizeibeamte schoss und dabei zwei Beamte verletzte, war die Sondereinheit vor Ort. Weiter gehört auch der Personenschutz zu ihren Aufgaben. Als Bundesrat Guy Parmelin beispielsweise vor knapp zwei Wochen in St.Gallen zu Besuch war, wurde er von Personenschützern der Sondereinheit begleitet. Die Einsatzkräfte der Sondereinheit werden aber nicht nur bei Sondereinsätzen gebraucht, sondern sind auch im Alltag an vorderster Front für die Stadtpolizei im Einsatz. «Wenn es Einsätze gibt, die nicht planbar sind, ist es wichtig, dass wir schnell vor Ort sind. Dadurch, dass die Einsatzkräfte der Sondereinheit mit den gewöhnlichen Patrouillen unterwegs sind, ist das möglich. Wenn es zu einem Sondereinsatz kommt, können sie vor Ort direkt die Einsatzleitung übernehmen und rasch die notwendigen Entscheidungen treffen», sagt Sascha Landis, Leiter der Spezialformationen. Damit die Grenadiere der Sondereinheit im Notfall vorbereitet sind, sind sie im Ausseneinsatz immer mit einem Patrouillenfahrzeug unterwegs. In diesen sind sämtliche Einsatzmaterialien der Sondereinheit jederzeit griffbereit. Zudem arbeitet die Sondereinheit eng mit den Partnerorganisationen Berufsfeuerwehr St.Gallen und der Rettung St.Gallen zusammen.
Dass die Sondereinheit der Stadtpolizei vor gut 50 Jahren gegründet wurde, ist alles andere als ein Zufall. 1972 verübte die palästinensische Terrororganisation «Schwarzer September» einen Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft. Das tragische Ereignis sorgte auch bei der Stadtpolizei für Aufruhr. Als dann im selben Jahr die links-terroristische Organisation RAF (Rote Armee Fraktion) die deutsche Bevölkerung mit einer Reihe von Bombenanschlägen in Angst und Schrecken versetzte, sorgte man sich auch in St.Gallen um die Sicherheit seiner Einwohnerinnen und Einwohner. Da auch in der Schweiz Terrorzellen der RAF vermutet wurden, beschloss die Stadtpolizei, dass es auch in St.Gallen eine Antiterroreinheit benötige. Seit der Gründung der Sondereinheit 1974 hat sich einiges verändert. «In den vergangenen 50 Jahren hat sich die allgemeine Bedrohungslage verändert. Gerade Waffenandrohungen kämen heute häufiger vor als früher», so Hurni. So musste sich auch die Sondereinheit der Stadtpolizei weiterentwickeln. Nach den Terroranschlägen in Europa um die Jahre 2015 und 2016 habe die Spezialeinheit deshalb auch vermehrt Massnahmen zum Schutz von Grossveranstaltungen wie Weihnachtsmärkten oder Fussballspielen treffen müssen. «Wir mussten personell, materiell und taktisch vieles anpassen, damit solche Anschläge, wie wir sie zum Beispiel aus Paris, Nizza oder Berlin kennen, in St.Gallen verhindert werden können. Glücklicherweise kam es diesbezüglich bisher noch zu keinen nennenswerten Zwischenfällen», so Landis. Mittlerweile steht der Sondereinheit nicht nur moderneres Material wie zum Beispiel Drohen zur Verfügung, sondern auch eine Verhandlungsgruppe, welche bei Geiselnahmen oder bewaffneten Auseinandersetzungen unterstützend wirkt und deeskaliert. Zudem konnte auch die Zusammenarbeit mit den Partner-Blaulichtorganisationen gestärkt werden. «Heute arbeiten die Organisationen nicht mehr alle für sich allein. Es herrscht ein reger Austausch und eine verbesserte Zusammenarbeit. Die Zahnräder greifen immer mehr ineinander», so Landis.
Selim Jung
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