Markus Buschor
Trotz Überprüfung der «Public Library» steht der Stadtrat hinter dem Projekt.
Crack wird in kleinen Pfeifen geraucht und wirkt extrem schnell.
Crack und Freebase haben auch St.Gallen erreicht, das seit einigen Jahren von einer Kokainlawine überrollt wird. Dennoch ist bis jetzt nicht wie in anderen Städten eine neue offene Drogenszene entstanden, obwohl über den Sommer die Gassenküche geschlossen ist. Die Gremien, die sich mit der Drogen-Bekämpfung befassen, führen dies auf den erfolgreichen «St.Galler Weg» zurück.
Drogensucht Crack ist Kokain, das mit Backpulver und Wasser aufgekocht wird, um es in eine rauchbare Form zu bringen. Durch den chemischen Prozess entstehen Kristalle, sogenannte Steine oder Körner. Auch beim Freebase bildet das Kokain die Grundlage, das mit Ammoniak aufgekocht und mit einem organischen Lösungsmittel wie Ether behandelt wird. Beide Drogen werden in einer speziellen Pfeife oder Folie erhitzt und geraucht.
Das Vorhandensein der beiden aus Kokain hergestellten Drogen stellt die Stadtpolizei gemäss Sprecher Dionys Widmer vor allem dadurch fest, weil diese Süchtigen bei der Kontaktaufnahme sehr aggressiv reagieren. Vielfach kann gar kein Dialog aufgenommen werden. Sie sind oft nicht ansprechbar. Es ist bekannt, dass die beiden neuen Drogen sehr rasch eine aufputschende und enthemmende Wirkung haben. Das Hochgefühl dauert jedoch nur wenige Minuten und dann fallen die Konsumenten in ein Loch, was ein starkes Verlangen nach der nächsten Dosis auslöst. Das Aggressionspotenzial wird damit stark gesteigert. So erlebt die Polizei bei Personenkontrollen verstärkt Beschimpfungen und Widerstand und dies gemäss Polizeistatistik bei einer allgemeinen Zunahme der Gewaltbereitschaft, die die Arbeit der Polizei ohnehin erschwert.
Widmer vermutet, dass die St.Galler Konsumenten in der Regel Crack und Freebase selbst aus Kokain herstellen. Dieses ist immer noch in grossen Mengen vorhanden, der den Konsum dieser Grundform weiterhin hochhält. Aus dem Kreis von
Taxi-Chauffeuren ist denn auch zu erfahren, dass sie oft Drogenkonsumenten zu einem Händler fahren und nach der Abholung gleich wieder zurückbringen müssen. Da der Kokainkonsum weitgehend im Verborgenen stattfindet und keine sichtbare Verwahrlosung nach sich zieht, ist die Bekämpfung dieser Drogensucht schwierig. Stadt- und Kantonspolizei wollen jedenfalls mit allen Mitteln das Entstehen einer neuen offenen Drogenszene verhindern. Nach Widmer ist die Kontrolltätigkeit intensiviert worden. Wertvoll sei die Zusammenarbeit in der Drogensucht-Bekämpfung auf dem Platz St.Gallen. Es handelt sich hier um den «St.Galler Weg». Dieser geht zurück auf die Auflösung der offenen Drogenszene auf dem Schellenacker vor 30 Jahren. Er löste die einseitige Repression durch eine Viersäulenpolitik mit Prävention, Therapie, Schadensminderung und Repression ab. Wie Regine Rust, Geschäftsleiterin der Stiftung Suchthilfe, erklärt hat, dürfte dies ein Grund sein, dass St.Gallen von der Crack- und Freebase-Problematik nicht auf dem falschen Fuss erwischt worden ist.
Allerdings ist St.Gallen nicht ganz frei von einer offenen Suchtszene, wird doch der Kantonsschulpark als Treffpunkt von Süchtigen seit vielen Jahren toleriert. Wie Widmer berichtet, ist der Zulauf nicht merklich gestiegen, obwohl hier auch schon Personen aus dem Ausland kontrolliert worden sind. Heftige Auseinandersetzungen zwischen Personen mit unterschiedlichem Drogenkonsum inklusive Alkohol sind keine festgestellt worden. Es musste hier aus diesem Grund auch nicht polizeilich interveniert werden. Auswirkungen aufgrund der Cannabis-Liberalisierung in Deutschland, insbesondere ein verstärkter Cannabis-Handel, sind nicht festgestellt worden. Indessen steht der Kantonsschulpark unter ständiger polizeilicher Beobachtung, wie auch andere Orte, wo ein neuer Treffpunkt für möglich erachtet wird, um frühzeitig eingreifen zu können.
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