Laura Bucher
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Markus Hürlimann möchte in Medellin eine Schweizerschule gründen.
Markus Hürlimann möchte in der Millionenstadt Medellin eine Schweizerschule eröffnen, die es den Kindern ermöglicht, eine qualitativ hochwertige Ausbildung zu erhalten. Viele Ideen sind vorhanden, die Ziele ambitioniert, doch noch fehlen zweieinhalb Millionen Franken für die Realisierung seines Traums.
Bildung Markus Hürlimann ist durch seinen Job in der Bankenbranche viel in der Welt herumgekommen: Er wohnte und arbeitete in Zürich, Luxemburg, Indien, Singapur und New York. Unterwegs lernte er seine heutige Ex-Frau kennen, mit der er 2003 Tochter Nicole bekam. Doch das Familienglück währte nicht lang – die Mutter erkrankte an Schizophrenie. Während Hürlimann in der Schweiz blieb, kehrten Mutter und Tochter nach Kolumbien zurück, wo sich Erstere in ärztliche Behandlung begab und Letztere bei den Grosseltern in der Grossstadt Cali aufwuchs, bis diese altersbedingt nicht mehr dazu in der Lage waren. Hürlimann holte seine Tochter 2016 in die Schweiz, wo sie sich zwar schnell einlebte, aber nie richtig heimisch wurde. Zwei Jahre später ging Hürlimann mit 49 in Frühpension und wanderte mit seiner Tochter nach Kolumbien aus. Seither nennt er Medellin sein neues Zuhause.
Im Mai 2022 nahm Hürlimann auf Einladung des schweizerischen Honorarkonsuls in Medellin an einem Treffen teil. Nach intensivem Austausch haben die über 50 anwesenden Schweizerinnen und Schweizer den Entschluss gefasst, nicht nur den gemeinnützigen Verein «Asociación Escolar Helvetia de Antioquia» zu gründen, sondern bekundeten auch den Willen, eine Schweizer Auslandsschule in Medellin zu gründen. «Ich wurde zum Präsidenten des Schulvereins gewählt», erinnert sich Hürlimann. Schnell wurde aus der Idee ein Projekt, welches sich konkretisierte. Man vernetzte sich mit Akteuren der Schweizer Schule in Bogota, die 1949 gegründet wurde, erstellte eine Webseite und machte sich auf die Suche nach geeigneten Grundstücken für die neue Schule. «Wir waren enthusiastisch, voller Tatendrang und unermüdlich in den Bestrebungen, die Bildungsstätte schnellstmöglich zu errichten», entsinnt sich der Auswanderer.
«Geplant ist es eine bestehende Privatschule zu kaufen, deren Besitzer die Schule über 30 Jahre lang aufgebaut und gewinnbringend geführt haben», erklärt Hürlimann. Am Stadtrand von Medellín wird unsere künftige Schweizer Schule ein Leuchtturm für hochwertige Bildung werden, in dem kulturelle und sprachliche Vielfalt ein Schatz ist, der die Klassenzimmer bereichert. «Inspiriert von der Schweizer Vision der akademischen Exzellenz und des Respekts für Unterschiede, werden wir die Führungskräfte von morgen formen, die Vielfalt schätzen, interkulturelles Verständnis fördern und bereit sein, den globalen Herausforderungen mit einem offenen Geist und einem mitfühlenden Herzen zu begegnen», preist der Vereinspräsident das Projekt an. Von der Spielgruppe und dem Kindergarten, über die Primar- bis hin zur Sekundarschule sollen Kinder aller Altersgruppen unterrichtet werden. «Am Ende der elfjährigen, mehrsprachigen Ausbildung ist sogar die Schweizer Matura möglich», informiert Hürlimann. Pro Schulstufe sollen bis zu 100 Schülerinnen und Schüler einen Ausbildungsplatz für monatlich 650 Franken erhalten.
«Wir in Medellin haben den Wunsch, das seit Jahrzehnten erfolgreiche Schulmodell von Bogota zu kopieren und einzuführen», verrät Hürlimann, «wir wollen das Rad nicht neu erfinden.» Neben der Landessprache (Spanisch) sollen die Kinder nach und nach mit Deutsch und Französisch in Kontakt kommen. Ab der Primarschulstufe soll Schweizer Lehrpersonal eingestellt werden, wobei die Zusatzkosten vom Bundesamt für Kultur in Bern finanziell unterstützt werden, um den Kindern die Schweizer-Landessprachen beizubringen. «Während Fächer wie Rechnen, Zeichnen und Turnen von lokalen Lehrpersonen in Spanisch unterrichtet werden, soll der Geschichts- und Geografieunterricht zweisprachig mit Bezug zu beiden Ländern erfolgen», informiert der Vereinspräsident. Die Sprachen spielen eine wichtige Rolle für den Erfolg der Schule. Laut Hürlimann fehlen in Medellin über 3000 Schulplätze mit zweisprachigem Unterricht. Sowohl bei der französischen wie auch der deutschen Schule vor Ort gebe es lange Wartelisten. «Unser Projekt 'Colegio Suizo de Medellin' soll diesem Umstand Rechnung tragen und langfristig den Schulplatzbedarf decken.»
Noch fehlen über zwei Millionen Franken, um das Projekt zu lancieren. Grundsätzlich sei man sich mit dem Besitzer der Privatschule einig. Um das fehlende Geld zu erhalten, sind Investoren sowie Spenderinnen und Sponsoren gesucht. Während man für Erstere die Schule als Sicherheit im Vertrag festhalten würde, verweist der Verein bei Spenderinnen und Sponsoren auf das Empfehlungsschreiben der schweizerischen Botschaft in Bogota. «Bereits im zweiten Jahr, wenn 200 Kinder zur Schule gehen, müsste die Schule unseren Berechnungen zufolge in die Gewinnzone kommen», prognostiziert Hürlimann. Die spätestens ab dem dritten Jahr geplanten Gewinne sollen für die Vergrösserung und Renovierung der Klassenzimmer verwendet werden. Um die schulischen Bedürfnisse zu erfüllen, wird die Schule die bestehende Infrastruktur anpassen und modernisieren. Darüber hinaus wird ein Mittagstisch angeboten, um den Schülerinnen und Schülern eine ausgewogene Verpflegung während des Schultages zu ermöglichen. Nebst schweizerischen und nationalen Feiertagen, die gemeinsam mit den Kindern und ihren Eltern begangen werden sollen, besteht für die Schülerinnen und Schüler im letzten Schuljahr die Möglichkeit, einen Austausch mit Schulen in der Schweiz zu machen. «Die 'Colegio Suizo de Medellin' strebt nicht nur danach, eine exzellente schulische Ausbildung zu bieten, sondern auch eine Brücke zwischen der schweizerischen und kolumbianischen Kultur zu schlagen», resümiert Hürlimann. Weitere Informationen unter: https://colegiosuizomedellin.co/de/
Von Benjamin Schmid
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