Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Erhöhte PFAS-Werte wurden in der Region um die Gemeinden Eggersriet, Mörschwil, Untereggen, Goldach, Altenrhein und St.Margerethen festgestellt.
Drei Jahre ist es her seit in der Eggersrieter Höhe eine aussergewöhnlich starke Chemikalienbelastung im Boden festgestellt wurde. Seither hat der Kanton seine Untersuchungen ausgeweitet und weitere belastete Gebiete identifiziert. Um die Lebensmittel- und Trinkwassersicherheit zu gewährleisten, ergreift der Kanton nun gezielte Massnahmen.
Umweltverschmutzung «Es sind zwar keine erfreulichen Nachrichten, doch es gibt keinen Grund zur Panik», sagte Regierungsrat Beat Tinner vergangene Woche vor den Vertretern der Medien, als der Kanton über die erhöhte chemische Belastung der Böden im Nordosten des Kantons informierte. Untersuchungen haben gezeigt, dass neben der Eggersrieter Höhe auch noch weitere Gebiete von einer erhöhten Per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS) Belastung betroffen sind. So wurden in der Region rund um Mörschwil, Untereggen, Goldach, Altenrhein und St.Margerethen Flächen gefunden, die ebenfalls eine deutlich überhöhte chemische Belastung aufwiesen. «Die meisten Böden im Kanton St.Gallen sind frei von PFAS-Belastungen. Untersuchungen haben aber gezeigt, dass es punktuell Flächen gibt, die PFAS-belastet sind», so Tinner.
PFAS sind Chemikalien, die sich kaum abbauen lassen. Aufgrund ihrer wasser- und schmutzabweisenden Eigenschaften kommen sie in diversen Alltagsprodukten vor wie zum Beispiel in Teflonpfannen, Feuerlöschschäumen, Outdoorbekleidung, Skiwachs, Teppichen, Lippenstiften, Bodylotionen und vielem mehr. Da PFAS auch äusserst hitzebeständig sind, werden sie oft bei chemischen Prozessen in der Industrie und in Landwirtschaftsbetrieben eingesetzt. Über das Abwasser gelangen die Chemikalien schliesslich in die Kläranlage, wo sie sich im Klärschlamm ablagern. «Wahrscheinlich sind die PFAS so in die Umwelt gelangt. Bis 2006 nutzten Landwirtschaftsbetriebe in dieser Region Klärschlamm, um ihre Wiesen zu düngen, ohne zu wissen, dass dieser schädliche Chemikalien enthält», erklärt Niklas Joos, Leiter des Amts für Umwelt. Da Tiere auf diesen Wiesen grasten, gelangten die Chemikalien auch in unsere Lebensmittel. So stellte der Kanton sowohl in Kalb- und Rindfleischproben als auch in Milchprodukteproben eine überhöhte PFAS-Belastung fest. Beim Fleisch gilt in der Schweiz diesbezüglich der Höchstwert von 0,3 Mikrogramm PFAS pro Kilogramm. Gemessen wurden Werte zwischen zwei und zwölf Mikrogramm pro Kilogramm. Damit waren die Messwerte rund 40-mal höher als erlaubt. Auch bei der Rohmilch wurde in 60 Prozent der Proben überhöhte Werte festgestellt. Die Proben zeigten Werte von bis zu 1,2 Mikrogramm pro Kilogramm, was 6-mal mehr ist als der EU-Richtwert von 0,2 Mikrogramm pro Kilogramm. In der Schweiz gibt es bei der Milch noch keinen gesetzlichen Höchstwert.
Entwarnung gibt es hingegen bei der Trinkwasserversorgung. Laut Pius Kölbener, Kantonschemiker des Kantons St.Gallen, wurde das Trinkwasser im vergangenen Jahr vom Verband der Kantonschemiker schweizweit überprüft mit erfreulichen Ergebnissen: «Das Trinkwasser in der Schweiz ist nicht von einer PFAS-Belastung betroffen. Keine der insgesamt 560 Trinkwasserversorgungen, die geprüft wurden, überschritt den gesetzlichen Höchstwert von 0.3 Mikrogramm pro Liter.» Anders sehe es in der betroffenen Region bei privat genutzten Quellen aus. So wurden teilweise Wasserproben entnommen, die bis zu sechsmal höhere PFAS-Werte aufwiesen, als gesetzlich erlaubt. «Grundsätzlich steht es Landwirten frei, ob sie diese Quelle noch benutzen wollen oder nicht. Nicht erlaubt ist allerdings, dieses Wasser in Zusammenhang mit der Lebensmittelproduktion zu verwenden. So ist es zum Beispiel nicht erlaubt, dieses Wasser den Tieren zu geben oder damit Geräte zu waschen, welche bei der Lebensmittelproduktion benötigt werden», so Kölbener.
Obschon es sich bei diesen Chemikalien um Substanzen handelt, die für den Menschen gesundheitsschädigend sein können, gebe es momentan noch keinen Grund zur Sorge. Denn bei der Einnahme von PFAS über belastete Lebensmittel besteht für Konsumentinnen und Konsumenten keine akute Gesundheitsgefährdung. Sie kann jedoch langfristige Auswirkungen haben. So wurde bei Betroffenen zum Beispiel eine reduzierte Konzentration an Antikörpern festgestellt. Gelangen PFAS ins Blut, kann dies auch negative Auswirkungen auf Leber und Niere haben oder das Geburtsgewicht von Neugeborenen beeinflussen. «Es ist der Kantonsregierung sehr wichtig, dass die Lebensmittel und das Trinkwasser in unserem Kanton sicher sind. Welche Handlungsmöglichkeiten wir diesbezüglich haben, müssen wir teilweise aber erst noch herausfinden. Wir wissen noch nicht alles über diese Chemikalien, weshalb wir nun verschiedene Tests durchführen», so Regierungsrat Bruno Damann. Der Kanton hat nun erste Vorsichtsmassnahmen getroffen, um die Sicherheit der St.Gallerinnen und St.Galler zu gewährleisten. Eine davon ist das sofortige Verkaufsverbot von Fleisch mit PFAS-Belastungswerten über dem gesetzlichen Höchstwert. Betroffene Landwirtschaftsbetriebe werden entsprechend stärker kontrolliert und es müssen regelmässig Fleisch- und Milchproben abgegeben werden. Ausserdem sollen sich die Betriebe um eine alternative Wasserversorgung und Weideflächen bemühen. Damit betroffene Landwirte nicht ihre Existenzgrundlage verlieren, stellt der Kanton Überbrückungskredite bereit und bemüht sich, gemeinsam mit der Forschungsstelle Agroscope alternative Produktionsmodelle zu prüfen. «Die Kredite werden nicht für immer ausbezahlt. Es geht hauptsächlich darum, die nächsten Monate zu überstehen», so Tinner. Der Kanton wird nun weitere Tests durchführen, denn die Möglichkeit, dass weitere landwirtschaftliche Flächen betroffen sind, besteht. Zudem sollen künftig auch Früchte und Gemüse auf PFAS-Spuren überprüft werden. Die Kantonsregierung betont allerdings, dass man auf die Unterstützung des Bundes angewiesen ist. Da nicht nur der Kanton St.Gallen von PFAS-belasteten Flächen betroffen ist, fordert die Kantonsregierung vom Bund eine nationale Strategie zur Bekämpfung des Problems. Zudem fordert sie einen schweizweit geltenden Grenzwert auch für Milchprodukte.
Selim Jung
"Es geht hauptsächlich darum, die nächsten Monate zu überstehen», so Tinner." Die nächsten Jahre, nicht Monate! Glaubt die Regierung tatsächlich, dass die Landwirtschaftsbetriebe in der Lage sind, innert Monaten andere Weideflächen zu finden.... Der Bund braucht Jahre, bis die Altlastenverordnung angepasst ist und Grenzwerte festgelegt sind, von den Bauern werden Monate verlangt.
Max antwortenLade Fotos..