Julian Gemperli
misst sich bei den WorldSkills mit anderen Metallbauern.
Brühltor mit Waaghaus und heutiger Bank Vontobel sowie der Rorschacher Strasse, Johann Jacob Rietmann, 1834. z.V.g.
1573 beschloss der Kleine Rat, das Brühltor neu zu errichten, wie es der Stadt St.Gallen «ehrlich und nützlich» sei. Es erhielt den Namen vom Brühl, der als «Brule» (Au, Wiese) 1275 erstmals erwähnt worden war. Es entstand in Verlängerung des Waaghauses ein im Halbkreis vorspringender Turm, wie ihn Melchior Frank in seinem Prospekt von 1596 zeigt, der im Laufe der Jahrhunderte immer wieder geändert wurde.
Baugeschichte Das ursprüngliche Tor entstand wohl schon viel früher und musste nach dem verheerenden Brand von 1418 fast vollständig neu errichtet werden. Eine zweite Brücke, eine Fallbrücke, entstand ausserhalb des Tores. Gleichzeitig wurden am bestehenden Graben Verbesserungen vorgenommen. Wie Ernst Ziegler in seinem Werk über die Tore der Stadt St.Gallen schreibt, liessen die Stadtväter zwei Jahre später ein steinernes Dach mit Quadersteinen setzen. 1586 wurde der offene Dachumgang mit Kupfer überzogen. 1607 erfolgte ein massiver Ausbau, womit das Brühltor zu einem der markantesten Gebäude der Stadt wurde.
Als im Dreissigjährigen Krieg immer wieder fremde Soldaten die Gegend unsicher machten, wollte der Rat das Brühltor zusammen mit dem Schibenertor 1621 zumauern lassen, namentlich auch weil das Zeughaus in der Nähe stand. Auf Bitte der Nachbarn verzichtete er jedoch darauf. 1625 wurden immerhin Steine deponiert, um im Notfall rasch ein Zumauern bewerkstelligen zu können. Wiederholt wurde die Türe infolge von Bedrohungen geschlossen, doch wiederum wehrten sich die Anwohner.
1788 drängte sich wegen der starken Verkehrszunahme ein Neubau der Brücke auf, die nun nicht mehr aus Holz, sondern aus Stein mit Quaderstücken gefertigt wurde. Wichtig war dem Rat, hier einen «tapferen» Torhüter zu engagieren, denn die meisten Fremden aus dem Osten reisten durch dieses Tor ein. Vor allem hatte der Torhüter die Aufgabe, Bettler abzuweisen. Mitunter wurde der Torhüter von Schildwachen unterstützt. Als die Pest in Europa grassierte, war die Bewachung besonders gefordert, damit kein Angesteckter in die Stadt einreisen konnte.
Schon 1836 hatte das Brühltor wie die meisten anderen Tore der Stadt «seine Zeit vollendet». Der «Erzähler» gab damals zum Abbruch den Zeitgeist wieder: «Auf der Hauptstrasse zwischen dem Bodensee und Zürich ist endlich das eine der alten Bollwerke, das Brühltor, ganz abgetragen worden; statt einer unsicheren und gefährlichen Schlucht freut sich der Verkehr nun einer sehr bequemen und breiten Einfahrt.»
Beim heutigen Verkehr ist es allerdings wieder zu einem Nadelöhr geworden, das immer wieder einen Stau bei den vielen Bussen auslöst, die auf den Marktplatz zusteuern. Das will die Stadt mit der Verlegung der Bushaltestelle Richtung Westen entschärfen.
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