Ursula Forrer
feierte mit der Stiftung Zeitvorsorge das 10-Jahres-Jubiläum.
Das Solidaritätsnetz führt jährlich 900 Beratungen durch.
Das Solidaritätsnetz Ostschweiz mit Sitz in St.Gallen, das sich für geflüchtete Menschen engagiert, feiert ihr zwanzigjähriges Bestehen. Es ist eine Anlaufstelle für Alltags- und Integrationsfragen und ein Ort, an dem sich Geflüchtete aufhalten und begegnen können. Jährlich werden zirka 900 Beratungen vorgenommen.
Solidaritätsnetz Wer Alltagshilfe braucht, zum Beispiel beim Ausfüllen von Formularen, bei der Wohnungssuche, beim Kontakt mit Ämtern oder anderen Vorhaben, kann zu den Bürozeiten vorbeigehen oder telefonisch Auskunft verlangen. Kurzberatungen von maximal 20 Minuten benötigen keine Anmeldung. Sie können jeden Montag von 15 bis 19 Uhr und jeden Mittwoch von 13.30 bis 16.30 Uhr in Anspruch genommen werden. Seit Einführung im Oktober 2023 erfolgten 355 Kurzberatungen. Insbesondere für das Erstellen von Lebensläufen oder Hilfe bei der Arbeitssuche ist vorgängig ein Termin zu vereinbaren. Bei umfangreichen Problemstellungen werden die Ratsuchenden an Fachstellen weitergeleitet. Auch für niederschwellige Rechtsberatung ist gesorgt. Das Solidaritätsnetz vernetzt aktuell über 1300 Personen. In verschiedenen Gebieten werden Mittagstische angeboten. Es werden auch kulturelle Veranstaltungen, Begegnungs- und Integrationsanlässe organisiert. Das Angebot Tandem stellt den in verstärktem Masse Hilfe benötigen Geflüchteten Personen zur Verfügung, die sich im Alltag auskennen. Sie begleiten die Geflüchteten bei ihren vielfältigen Fragen und Problemen.
Auf die Frage, welches die grössten Probleme sind, mit denen sich Geflüchtete beim Solidaritätsnetz melden, weist die Geschäftsleiterin Sükran Magro auf die kulturellen und sprachlichen Hürden hin: «Diese führen zu Schwierigkeiten beim Verstehen von Briefen, Formulare-Ausfüllen, im Kontakt mit Ämtern. Oft sind Dokumente, Formulare und Webseiten in komplizierter, schwer verständlicher Sprache verfasst und es ist oft zu wenig Zeit da, um es den Menschen in einfacher Sprache zu erklären. Auch die vermehrte Digitalisierung verstärkt das Verständigungsproblem, da viele unserer Klientinnen und Klienten digital nicht bewandert sind oder auch der menschliche Kontakt fehlt, um Fragen zu klären. Gerade da bieten wir Unterstützung.»
Natürlich hat das Solidaritätsnetz auch politische Anliegen. Es wendet sich gegen die ständige Verschärfung der Asylgesetzgebung. Es wünscht sich ein echtes Asylrecht durch eine offene und engagierte Gesellschaft. Mit den Flüchtlingen und Asylsuchenden soll menschenwürdig und gemäss den Menschenrechten umgegangen werden. Sie sollen die Möglichkeit haben, eine Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen. Die Isolierung von Asylsuchenden in abgelegenen Gebieten soll vermieden werden. Asylsuchende mit einem abgewiesenen Gesuch oder einem Nicht-Eintretens-Entscheid sollen nicht nur eine «Nothilfe», sondern Sozialhilfe beanspruchen können. Seit 15 Jahren werden in der Schule «Integra», die von einem separaten Verein getragen wird, kostenlose Deutschkurse für Asylsuchende und Flüchtlinge angeboten. Allein in St.Gallen besuchen 250 Schülerinnen und Schüler in 23 Klassen den Unterricht. Auch auswärtige Regionalgruppen bieten Deutschkurse an. Grosses Engagement von Freiwilligen Sükran Magro erklärt, in welch grossem Masse die Institution von Freiwilligen getragen wird. Bei den Beratungen inklusive Kurzberatungen sind es sieben, beim Tandem acht bis zehn. Auch die Regionalgruppen beschäftigen Freiwillige. Im Gegensatz zu anderen gemeinnützigen Organisationen bereitet es dem Solidaritätsnetz nach Magro keine grossen Probleme, Freiwillige zu finden: «Wir bekommen immer wieder Anfragen, insbesondere über die Benevol-Plattform, sei es für konkrete Unterstützung wie Familienbegleitung oder allgemeine Beratungen. Dagegen gestaltet sich die Suche nach Vorstandsmitgliedern als schwierig.»
Das Jubiläumsfest findet am Samstag, 14. September, von 13 bis 17 Uhr im Schulhaus Tschudiwies, Tschudistrasse 21, St.Gallen, statt. Um 14 Uhr wird die Sozial- und Kulturanthropologin Carla Bombach ihre Forschungsarbeit zum Thema «Lebensalltag von Kindern in Asylunterkünften» präsentieren. Um 15 Uhr wird das multikulturelle Buffet mit Köchinnen und Köchen aus aller Welt, die vom Solidaritätsnetz unterstützt worden sind, eröffnet. Dazu gibt es internationale Live-Musik von Künstlerinnen und Künstlern, die ebenfalls Teil des Solidaritätsnetzes sind.
Von Franz Welte
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