Andrea Isler
lädt zu ihrer ersten eigenen Kunstausstellung in die Villa bleu ein.
Der Schock war gross, nachdem bekannt wurde, dass die AG Cilander schliessen muss. Nun steht das Areal zum Verkauf, viele Interessenten haben sich bereits gemeldet. Für die Mitarbeitenden werden nach wie vor Anschlusslösungen gesucht und gefunden.
Schliessung «Gewerbeliegenschaft an attraktiver Lage in Herisau – der Standort an der Cilanderstrasse in Herisau bietet eine äusserst spannende Umgebung für Gewerbe und Industrie in einer dynamischen Wirtschaftsregion. Die Lage zeichnet sich durch ihre strategische Positionierung aus, die Unternehmen einen einfachen Zugang zu wichtigen Verkehrsrouten bietet»: So wird das Areal der AG Cilander auf Immoscout angepriesen. Burghard Schneider, CEO der AG Cilander, geht davon aus, dass das Areal verkauft werden kann. «Man muss nicht das gesamte Areal kaufen, es ist auch möglich, Teilbereiche zu erwerben. Das Areal besteht aus drei Parzellen mit einer gesamthaften Grundstücksfläche von rund 21'600 Quadratmetern», sagt Schneider. Dabei gäbe es bebaute sowie unbebaute Flächen. Somit bestünden vielfältige Möglichkeiten für diverse Branchen. «Das Areal dürfte die unterschiedlichsten Interessen abdecken – verwaltungs- oder produktionsorientierte Gewerbe könnten sich ansiedeln, die Möglichkeiten bilden einen bunten Blumenstrauss», so Schneider. In Herisau sind drei Parzellen zum Verkauf ausgeschrieben, in Flawil sind es eine Hand voll, in Lützelflüh drei.
Interessentinnen und Interessenten gebe es bereits an allen drei Standorten. «Aus guten Gründen», weiss Schneider. Herisau sei sehr attraktiv und zentral gelegen, zudem bestünden nur wenige gewerbliche Flächen, die noch bebaut werden könnten. Flawil habe den Vorteil, etwas dezentral zu liegen – nicht logistisch, sondern losgelöst von der direkten Umgebung. «Entsprechend sind Lärm oder andere Emissionen, solange diese sich im legalen Rahmen bewegen, kein Problem», so Schneider. Lützelflüh sei schön im Emmental eingebettet und gut geeignet für entsprechendes Gewerbe. «Auch dort bestehen in der Gemeinde nicht viele Möglichkeiten für gewerbliche Neubauten», so Schneider. An allen Standorten böten sich einem breiten Spektrum von Branchen Chancen. «Natürlich sind die Flächen für die Textilindustrie geeignet, aber die Branche ist bekanntlich klein. Aber für die Handelsbranche gibt es meines Wissens keine Grenzen bei den Standorten.»
Das Hauptgebäude in Herisau sei ausnehmend gut in Schuss, so würden das Interessenten bescheinigen. Ansonsten seien die Gebäude auf dem Areal in unterschiedlichen Zuständen. «In der 200-jährigen Geschichte der AG Cilander entstanden alle Gebäude zu anderen Zeiten. Sicherlich dürfte es teils einiges zu sanieren geben, anderes ist nach wie vor gut in Schuss. Und wie gesagt: Es gibt unbebaute Flächen, auf denen Neues entstehen könnte», meint Schneider. Wie viele Interessenten man inzwischen habe, kann er nicht sagen, nur dass die Anzahl gut sei. «Es sieht vielversprechend aus bisher – wir können sicher sein, dass auf dem Areal wieder Arbeitsplätze geschaffen werden, was uns und natürlich auch die Gemeinde freut», so der CEO. Noch sei aber nichts in trockenen Tüchern. Die Maschinen der AG Cilander würden allerdings nicht an Interessenten verkauft, da es sich um Maschinen handle, die auf die Textilindustrie zugeschnitten seien und dort gebraucht würden. «Auch für die Maschinen haben wir bereits Interessentinnen und Interessenten. Einerseits von jenen, die Geschäftsteile übernehmen werden, andererseits habe man Anfragen aus Zentraleuropa, vornehmlich aber aus Osteuropa und Asien. «Die Unterschriften sind da teils schon getrocknet, aber wir produzieren noch bis in den Sommer hinein, weswegen wir die Maschinen aktuell noch brauchen», sagt Schneider. Es seien aber längst nicht alle Maschinen verkauft, da gebe es noch Luft nach oben. Derzeit ist geplant, dass die AG Cilander noch bis im Juli produziert. «Wir haben aber einen zeitlichen Puffer eingeplant, sollte etwas länger dauern als geplant. Wir lassen die Kundinnen und Kunden nicht im Regen stehen», betont er.
Was den Verkauf von Liegenschaften und Maschinen betrifft, läuft es also bislang so weit gut. Wie sieht es bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus, die nun eine neue Arbeitsstelle brauchen? «Wir freuen uns für jede einzelne Person, die bereits eine Anschlusslösung gefunden hat. Es sieht derzeit nicht schlecht aus, auch wenn wir da noch am Anfang stehen – aber die Kündigungen sind auch erst seit kurzem wirksam. Wir haben jedenfalls noch tolle Fachleute, über die sich Firmen glücklich schätzen könnten», sagt Schneider. Er bewundert jedenfalls den Umgang, den die Mitarbeitenden untereinander hätten. «Es ist ein fantastisches Miteinander. Die Leute schauen nicht nur auf sich, sondern unterstützen sich gegenseitig, wo es nötig ist», zeigt sich Schneider begeistert. Man weise sich auf offene Stellen und Stellenportale hin oder hilft sich bei den Lebensläufen. «Teilweise wurden die Leute per Handschlag hier eingestellt und mussten seither kein Bewerbungsgespräch mehr führen. Es ist jedenfalls schön zu sehen, dass man sich hilft», sagt er. Schneider hat sich inzwischen selbst gekündigt, im Spätsommer wird die Kündigung wirksam. «Ich habe noch keine konkreten Pläne. Gerne aber würde ich in der Region bleiben, an sie habe ich mein Herz verloren und die Zusammenarbeit mit allen beteiligten Stellen war stets partnerschaftlich und zielgerichtet. Zuerst aber tun wir alles, um erhobenen Hauptes aus dem textilen Feld auszusteigen und die 200-jährige Geschichte zu schliessen.»
Stefanie Rohner
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